Wie Du von «mind full» zu «mindful» kommst

Das Hier und Jetzt ist immer da – nur wir sind abwesend. Viele Menschen sind in der klassischen Alltagsituation, in welcher sie morgens quasi mit Ihren Sorgen duschen, beim Morgenessen bereits in eine wichtige Diskussion mit ihren Arbeitskollegen verwickelt sind und den Weg zur Arbeit mit einer gedanklich erstellten To-Do Liste verbringen. Willkommen im Thema Achtsamkeit!

Autopilot bitte abschalten!

Viele Dinge die wir tun, tun wir im Autopilot Modus. Dies bedeutet, dass unsere Handlungen sich praktisch verselbstständigen und automatisch ausgeführt werden. Da wir bei unbewussten Abläufen viel Energie sparen und unsere Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken können, kann dies in vielen Situationen auch vorteilhaft sein. Das Problem ist, dass wir dann aber auch nicht mehr wahrnehmen, wann wir beispielsweise chronisch gestresst werden. Wir tun eben, was wir tun, ohne zu reflektieren, weshalb wir dies tun. Wir registrieren auch nicht, was dieses «Tun» mit uns macht. Wir tun es halt einfach.
Achtsamkeit unterbricht den Autopilot Modus, da es die Aufmerksamkeit bewusst auf den jetzigen Moment lenkt. Sie unterstützt uns dabei unbewusste, automatisierte Abläufe zu stoppen und jeden Moment wahrzunehmen. Dies ermöglicht uns, unser Tun zu beobachten und zu kontrollieren. Sie liefert uns Erkenntnisse darüber, was uns gut tut, und wir deshalb mehr davon haben sollten. Aber sie zeigt uns auch, was uns schadet, und wir ändern oder stoppen sollten.

Achtsamkeit als eine in sich ruhende Klarheit

Die Achtsamkeit kann auch als eine in sich ruhende Klarheit beschrieben werden. Sie liefert uns, durch Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Augenblick, eine verschärfte Wahrnehmung der Situation. Die Beobachtung selbst ist dabei immer neutral und wertfrei. Dies wird oft auch als «Aktivierung des inneren Beobachters» bezeichnet, da wir beginnen unsere Gedanken und Körperempfindungen zu beobachten. Wir richten sozusagen die Aufmerksamkeit auf unsere Aufmerksamkeit, was auch als Meta-Aufmerksamkeit bezeichnet wird. Das Beobachten unserer Aufmerksamkeit ermöglicht uns eine gewisse Distanz zu unserer Gedanken- und Gefühlswelt. Dies ist nur möglich, weil wir eben in die Rolle des Beobachters und nicht in die des Teilnehmers des täglichen Dramas schlüpfen.

Sicherheit durch Präsenz signalisieren

Viele meiner Klienten, mögen diese Technik des Beobachters besonders, da sie ihnen erlaubt Abstand zu ihrer jetzigen Lebenssituation zu gewinnen. Sie können dadurch ihr Thema neu aus einer Position der Klarheit und Ruhe heraus betrachten. Achtsamkeit schafft somit eine Grundvoraussetzung zum Fühlen von Sicherheit. Nur wenn wir präsent sind, und durch das Beobachten unseres Zustandes die Kontrolle über unsere Handlungen erlangen, können wir uns auch sicher fühlen. Wir signalisieren unserem Körper in jenen präsenten Momenten Ruhe und Sicherheit. Dieses Signal ermöglicht es dem Körper loszulassen und in den Regenerationsmodus zu gehen. Aus einem friedvollen Geist- und Körperzustand lassen sich die eigenen Themen viel besser und klarer angehen.

Mit Achtsamkeit die Handlungsoptionen erweitern

Durch Praktizieren von Achtsamkeit, kann man seinen Handlungsspielraum erweitern. Ein klassischer Moment, in welchem man eben nicht achtsam ist, ist das Absenden einer wütenden E-Mail, welche man 5 Minuten später bereut. In solchen Situationen übernimmt unser limbisches System, der verantwortliche Teil des Gehirns für Emotionen, die Kontrolle. Der denkende Teil des Gehirns, der präfrontale Cortex, hat dabei keine Chance zu reagieren. Der Grund dafür ist, dass in Momenten wahrgenommener Bedrohung Informationen, die unser Gehirn empfängt, direkt in den emotionalen Teil des Gehirns übermittelt werden. Der präfrontale Cortex (das denkende Gehirn) wird dabei übergangen und erhält die Informationen erst, wenn unsere Impulse uns bereits zum Reagieren veranlasst haben. Diese Eigenschaft des Gehirns liegt der menschlichen Evolution zugrunde, in der es oft um Leben und Tod ging und instinktive Entscheide lebensnotwendig waren. Auch heute macht es in manchen Situationen durchaus Sinn, dass wir keine Zeit zum Überlegen haben und unsere Instinkte die Kontrolle übernehmen. Dies beispielsweise, wenn wir uns zu Fuss auf einer Strasse mit einem heranrasenden Auto befinden. Da bleibt keine Zeit zum Abwägen von Handlungsoptionen, sondern einzig und allein eine schnelle Reaktion kann unser Leben retten.

In unserem Beispiel mit der E-mail, reagiert unser Gehirn gleich wie in einer tatsächlichen Gefahrensituation und fühlt sich bedroht. Das falsche Einschätzen der Situation führt dazu, dass wir in solchen Momenten unseren Emotionen ausgeliefert sind  und ein rationaler Entscheid nicht möglich ist. Hier kommt die Achtsamkeit zum Zuge: durch ihre Fähigkeit den Autopiloten abzuschalten und den Fokus auf unser Tun zu lenken, gibt sie uns die Kontrolle über unsere Handlungen zurück. Anstatt impulsiv zu reagieren, schafft sie uns Raum für Spontanität. Anders ausgedrückt schafft sie zwischen Reiz und Reaktion einen Moment der Wahl. In diesem Moment der Wahl, in der das rationale und limbische System wieder in ein Gleichgewicht mit fairem Mitspracherecht rücken, können wir entscheiden, welche Reaktion nun wirklich die Schlauste ist. Achtsamkeit ermöglicht uns also, anstatt nur die eine impulsive Reaktion vom Autopiloten zu nutzen, mehrere Handlungsmöglichkeiten abzuwägen.

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