Warum Stress dein Freund & nicht dein Feind sein sollte

Heute wird oft versucht Stress soweit wie möglich zu eliminieren. Wissenschaftliche Berichte liefern viele Erkenntnisse und Methoden zur Reduktion von Stress und vermitteln den Gedanken, dass Stress nur schlecht ist. Entspannung soll gefördert und Stress weitgehend vermieden werden. Heute sind jedoch erhöhte Belastungen im Alltag für viele zur Norm geworden, und eine gewisse Stresstoleranz wird immer wie mehr vorausgesetzt. Ein komplett stressfreies Leben führen zu wollen ist unmöglich. Im Gegenteil, eine Fokussierung auf die Eliminierung jeder stressvollen Situation ist aus verschiedenen Gründen nicht erstrebenswert. Wenn man stressvolle Momente vermeidet, verpasst man es auch persönlich zu wachsen. Nur wer sich aus seiner Komfortzone hinaustraut und Herzrasen in Kauf nimmt kann wachsen und anspruchsvolle Ziele erreichen. Nur durch dem Stellen von neuen Herausforderungen wird man mutiger und lernt mit Herausforderungen sinnvoll umzugehen.

In anspruchsvollen Situationen wie beispielsweise einem schwierigen Vorstellungsgespräch steigen in unserem Körper die Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin an und rüsten ihn für eine Kampf oder Flucht Situation aus. Die Ausschüttung dieser Hormone sorgen nicht nur dafür, dass wir uns nervös und zittrig fühlen, sondern auch, dass wir leistungs- und aufnahmefähiger werden. Wir sprechen hier von einer gesunden Nervosität, die unsere Leistung verbessert. Diese Beispiele gelten natürlich nicht für chronischen Stress, dieser ist ganz klar von zeitweise auftretenden stressigen Situationen zu unterscheiden.

Den Druck Stress zu reduzieren loslassen

Achtsamkeit wird leider oft als Mittel missbraucht um Stress gezielt zu reduzieren. Viele versuchen verzweifelt mit Achtsamkeit ein Heilmittel zu finden, um bei gleich bleibendem Lebensstil und unveränderter Einstellung Stress zu eliminieren. Auch wenn Achtsamkeit dieses Vorhaben unterstützt, wird man feststellen, dass es immer noch viele stressige Momente im Leben gibt. Der Stress und Druck verschwindet nicht. Die Vermittlung, dass Stress schlecht und Entspannung gut sei, motiviert viele dazu, Achtsamkeit als Mittel zum Zweck zu nutzen. Wenn man aber beispielsweise meditiert um dadurch seinen Stress zu senken, widerspricht dies der Idee von Achtsamkeit. Die Priorisierung Entspannung vor Stress lässt einem eine Aversion entwickeln, die das Konzept der Achtsamkeit untermauert. Es hindert einem auch daran sein Potential weiterzuentwickeln.

Den Stress beobachten anstatt vermeiden

Das Kernprinzip von Achtsamkeit ist das wertfreie Beobachten des momentanen Zustands. Es hat nichts mit einem Erzwingen zu tun, sondern mit meiner Anerkennung des Jetzt, egal wie dieses gerade ist. Wenn wir dieses Prinzip missachten und Achtsamkeit praktizieren um aktiv auf unser Stresslevel Einfluss zu nehmen, sind wir eben alles andere als achtsam. Wir fixieren uns dann auf unsere interne Gefühlslage und versuchen alle Gefühle die mit Stress in Verbindung stehen zu reduzieren. Nur weil man mal unruhig ist, muss man nicht gleich alles unterbrechen und eine Atemübung machen. Vielmehr geht es darum zu lernen auch mit einem unangenehmen Gefühl zu sein ohne dieses zu bewerten und gleich vertreiben zu wollen. Man wird feststellen, dass sich durch blosses Beobachten und Anerkennen eines bestimmten Zustandes bereits viele Emotionen auflösen und eher verschwinden. Dies gerade eben, weil man nichts erzwingt. Ziel der Achtsamkeit ist also nicht die Kontrolle über unsere inneren Erfahrungen zu erlangen, sondern diese einfach nur wahrzunehmen.

Die Gefühle benennen

Eine einfache Übung um das Wahrnehmen und nicht das Bewerten von Emotionen zu fördern, stammt aus einer Studie von Liebermann der University of California. Dabei handelt es sich um eine einfache Selbstregulierungstechnik durch das Benennen von Emotionen. Es geht darum seine eigenen Gefühle in Worte zu fassen, sobald diese wahrgenommen werden. Wenn du das nächste Mal beispielsweise wütend wirst, kannst du laut oder leise für dich sagen: dies ist Wut. Dies ist eine reine Beobachtung und durch das Benennen des Gefühls verhindert man sich darauf zu versteifen und es zu bewerten. Man nimmt die Emotion als das wahr was sie auch ist und lässt sie schliesslich wieder los. Liebermann zeigt in seiner Studienreihe auf, dass das Benennen von Gefühlen die Aktivität im rechten ventrolateralen präfrontalen Cortex (rVLPFC), dem sogenannten Bremspedal des Gehirns, erhöht. Dieser Vorgang wiederum führt dazu, dass die Aktivitäten der Amygdala, unserem Zentrum für Emotionen, heruntergefahren werden.
Diese Übung kann man mit allen Emotionen praktizieren die einem durch achtsames Beobachten auffallen. Sie hilft einem die eigenen Emotionen mit einer gewissen Distanz wahrzunehmen und diese besser zu bewältigen. Man nimmt sich gewissermassen den Druck unangenehme Emotionen vermeiden oder verändern zu wollen.

Entwickle ein positives Stress Mindset

Eine weitere Falle im Umgang mit Stress ist der gesellschaftliche Glauben, dass Stress generell schlecht ist. Crum, eine Psychologin der Stanford University, erklärt auf eindrückliche Weise wie die Reaktion auf Stress von unserem sogenannten Stress Mindset abhängt. Unser Stress Mindset definiert wie wir Stress empfinden, ihn bewerten und mit ihm umgehen. Er zeigt uns, ob wir uns als Spielball oder als Dirigent im Umgang mit Stress und Druck fühlen. In einem Experiment hatten Crum und ihre Kollegen zwei Gruppen die Aufgabe erteilt ein simuliertes Jobinterview durchzuführen. Dies ist eine Situation, die bei den meisten Menschen Nervosität und Stress auslöst. Der einen Gruppe wurden zuvor Stresssymptome als etwas positives und leistungsförderliches erklärt. Der anderen Gruppe hingegen wurde mitgeteilt, dass Stress leistungshemmend sei und dies auch durch die Wissenschaft bestätigt wurde. Die erste Gruppe wurde also mit einem positiven Stress Mindset und die zweite mit einem negativen Stress Mindset ausgestattet. Die Resultate des Experiments zeigten, dass die beiden Gruppen unterschiedliche biologische Antworten auf die Stresssituation lieferten. Bei der ersten Gruppe mit dem positiven Stress Mindset konnte eine Erhöhung des Hormons DHEA festgestellt. Dieses Hormon wird auch als Anti-Stresshormon beschrieben und hat eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit und unsere Problemlösungsfähigkeiten. Bei der zweiten Gruppe mit dem negativen Stress Mindset wurde eine deutlich schlechtere Performance abgeliefert. Dieses Experiment zeigt uns auf eindrückliche Weise, wie wichtig ein gesundes, positives Stress Mindset für die Bewältigung von stressvollen Situationen im Alltag ist.

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